Den Teufelskreis der Fremdbestimmung durchbrechen

Fremdbestimmung selbstbestimmung

Fremdbestimmung - was für ein schauderhaftes Wort für Menschen, die die Freiheit lieben. Ist es doch der Ausgangspunkt für so viel Leiden in unserer Zeit. Menschen fühlen sich gestresst, werden unter Druck gesetzt und körperliche Schmerzen bzw. Krankheit können die Folge sein -  Depression und Burnout lassen grüßen. Die Fremdbestimmung ist auch ein geschickter Weggefährte. Denn im Alltag unterliegen wir nicht nur den täglichen Befehlshabern wie dem Chef, den Kunden oder der Schwiegermutti sondern auch unseren inneren Befehlshabern. Diese sind allerdings auf den ersten Blick nicht so leicht zu erkennen.

Warum wollen wir selbstbestimmt leben?

Um seelisch gesund zu bleiben, brauchen wir die Selbstbestimmung. Wir Menschen sind einzigartige Individuen und eine Einschränkung der Freiheit und Autonomie bedeutet für uns langfristig Krankheit. Nicht umsonst nehmen die Zahlen der seelischen Krankheiten in unserer Zeit unaufhaltsam zu. Denn Abhängigkeit macht krank. Erst mit 34 Jahren als ich im Krankenhaus in einer MRT Röhre saß, wurde mir das bewusst. Zu dieser Zeit führte ich ein fremdbestimmtes Leben.

Obwohl ich - von außen betrachtet - alles hatte. Entscheidungsfreiheit im Beruf, ich war finanziell abgesichert und konnte mir alles leisten, was ich wollte. Ok vielleicht nicht alles, aber doch einiges.  Dennoch wurde mir erst in der MRT Röhre bewusst, dass ich ein Leben führte, dass ich so nicht wollte. Wenig Zeit für die Familie und viel Zeit für die Arbeit entsprach einfach nicht meinen Vorstellungen von einem schönen und guten Leben. Wo lag also der Hund begraben?

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Den Wurzeln der Fremdbestimmung auf den Grund gehen

Unser ganzes Leben werden wir mit Informationen gefüttert. Schon während unserer Kindheit saugen wir alles wie der vielbesagte Schwamm auf. Wir beobachten alles und jeden und beginnen alles nachzuahmen. Wir werden eingebettet in gesellschaftliche Normen und Verhaltensweisen, die wir in unseren Jugendjahren unreflektiert in unser Selbstbild aufgenommen haben. Ein paar Beispiele gefällig?

  • Was sollen da die Leute denken
  • Sei schön brav und folge
  • Erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen.
  • Ohne Fleiß kein Preis

Dies war nur ein kleiner Auszug aus den unzähligen Verhaltensmustern, die wir in unser Selbst aufgenommen haben, ohne sie jemals zu hinterfragen. Ich selbst bin in einem Wirtshaus aufgewachsen und dem Gerede der Leute wurde dabei höchste Beachtung geschenkt. Deshalb habe mich noch sehr lange darum gesorgt, wie den wohl die anderen Leute über mein Tun denken werden. Zu mehr Autonomie hat dies allerdings nur wenig beigetragen.

Das zweite große Grundübel der Fremdbestimmung ist unser Durst nach sozialer Zugehörigkeit. Der Mensch ist ein soziales Wesen und nur zu gerne möchten wir dazu gehören. Damit wir dies erreichen, nehmen wir so manches Abhängigkeitsverhältnis in Kauf. Dies ist auch ok, denn sonst müssten wir uns alleine in den Wald zurückziehen und das ist nur für die allerwenigsten der Traum von einem schönen und guten Leben. Zum Problem wird die Abhängigkeit dann, wenn wir vor lauter Angst glauben, nicht mehr frei wählen zu können.

Doch es gibt immer eine Wahl, denn alles ist veränderbar.

Egal ob Arbeitgeber, Kredit, Beziehungen oder materielle Bindungen. Für jede Herausforderung gibt es eine Lösung.

Den Teufelskreis der Fremdbestimmung erkennen

Warum haben wir Angst vor der Veränderung? Weil uns das Vertrauen fehlt, dass die Veränderung gelingen wird.

Warum fehlt uns das Vertrauen für die Veränderung? Weil uns das Selbstbewusstsein für unsere Stärken fehlt.

Warum fehlt uns das Selbstbewusstsein für die Stärken? Weil wir den Wert unseres Selbsts nicht erkennen.

Warum erkennen wir den Wert unseres Selbst nicht? Weil wir uns nie darüber Gedanken gemacht haben.

Wir leben in einer Gesellschaft, die sich ständig auf Leistung konzentriert. Fehler sind verpönt. Jeder, der keine Leistung bringt und Fehler macht, ist als Mensch weniger wert. Darauf basiert unser System. Wir werden dazu angehalten, im System zu funktionieren, einem System welches auf Fremdbestimmung basiert. So sind wir aufgewachsen, so wurden wir erzogen und so wurden schon unsere Vorfahren erzogen.

Wer sich selbst nicht bewusst wahrnimmt und seine Werte nicht kennt, bleibt verharren in der Stagnation der Fremdbestimmung. Stress, das Gefühl der Ohnmacht und Minderwertigkeitskomplexe werden ständiger Begleiter bleiben.

Die Facetten der Fremdbestimmung erkennen

Wir haben den Schuldigen für unser fehlendes Selbstwertgefühl gefunden, das System. Ok so einfach können wir es uns leider nicht machen. Schließlich möchten wir ja selbst Herr und Frau unseres eigenen Lebens sein.  Damit sich der Feind leichter bekämpfen lässt, habe ich zum Überblick die entscheidenden Faktoren der Fremdbestimmung zusammengefasst.

Geistige Fremdbestimmung

Plakate, Nachrichten, E-Mails, Facebook Updates, Zeitungen, Prospekte, Radiogedudel, Fernsehsendungen, Werbespots, Dauerbeschallung im Einkaufszentrum, Werbung auf öffentlichen Toiletten, in U-Bahnen und auf Haltestellen. Wo wir stehen, gehen oder sitzen werden wir mit Informationen bombardiert. Wir bekommen heutzutage an einem Tag so viel Information serviert wie ein Mensch vor 2000 Jahren in einem ganzen Jahr! Fast alle Informationen dienen dazu uns zu beeinflussen. Sie zeigen uns unsere Schwächen. Wo wir noch besser werden können, was wir noch kaufen sollen und wie wir aussehen sollen. Näher zu uns selbst bringt uns das nur ganz selten.

Das einzige Mittel dagegen ist die bewusste Gegensteuerung, um nicht unterzugehen in der Informationsflut des 21. Jahrhunderts. Aussortieren, Reduzieren und Eliminieren ist angesagt.

Dein Unterbewusstsein wird es dir mit einem Stückchen mehr Zufriedenheit und einer Portion freiem Willen danken.

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Materielle und finanzielle Abhängigkeit

Die finanzielle Fremdbestimmung ist für viele wohl die größte Belastung, egal ob Arbeitsplatz oder Kredit. In beiden Fällen ist diese nur schwer lösbar und nur durch eine große Veränderung möglich. Doch prinzipiell gibt es immer Möglichkeiten. Egal ob Umschuldung, Umzug, Kündigung, Arbeitszeitreduzierung, Selbstständigkeit oder ganz einfach der Verzicht von materiellen Schnickschnack kann zu mehr Selbstbestimmung im Leben führen. Ich als Lebenskünstler habe mich dazu entschieden an mehreren Pfeilern zu arbeiten. Ich verzichte also bin ich, war mein Motto in den Anfangsjahren und ist es heute noch. So konnte ich auch die ersten finanziell schwierigen Jahre der Selbstständigkeit überwinden und habe dafür viel qualitative Lebenszeit für andere und wichtigere Lebensbereiche wie z.B. meine Familie erhalten. Ganz im Sinne des alten Diogenes,

„Wenn du dich zu begnügen wüsstest, dann bräuchtest du den Tyrannen nicht zu schmeicheln.“

Und kaufst du noch oder lebst du schon?

Soziale Fremdbestimmung

Unser soziales Leben ist geprägt von Ritualen, Pflichtterminen und gut gemeinten Ratschlägen. Doch sind alle Termine wirklich Pflicht oder werden sie uns von außen aufs Auge gedrückt? Und ist jeder Ratschlag - egal ob von Verwandten, Freunden oder von Arbeitskollegen - gut für uns? Ist jeder Gefallen, den wir für unsere Mitmenschen tun auch wirklich gut für uns? Lassen wir uns ausnutzen? Warum sagen wir ja, wenn wir eigentlich NEIN sagen sollten? Dies gilt es zu hinterfragen, um sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen zu können.

Der Start zu mehr Selbstbestimmung

Von der Fremdbestimmung zur Selbstbestimmung

Von der Fremdbestimmung zur Selbstbestimmung

Puh, wie du siehst, lauert der Feind der Selbstbestimmung überall. Die Kategorien der Fremdbestimmung sollen dir nur als Unterstützung, Inspiration und als Denkanstoß dienen. Lass dich nicht von mir beeinflussen und somit fremdbestimmen.  Mach dir deine eigenen Gedanken und deine eigene Liste.  Wie gesagt, umso besser du deinen inneren Feind kennst, umso leichter wird es, bewusst eine Veränderung zu einem selbstbestimmteren Leben herbeizuführen.

Verschaffe dir so Klarheit darüber, wo du mehr Selbstbestimmung in dein Leben holen möchtest. Die absolute Selbstbestimmung wird uns nicht gelingen, denn die ist eine Illusion.

Verschaffe dir einen Überblick und mache eine Liste, auf der du aufbauen kannst. Treffe bewusst eine Entscheidung, von welchen Einflüssen du dich bestimmen oder nicht bestimmen lassen möchtest.

Wo du deine Selbstmächtigkeit zurück erobern möchtest. Nicht das zu tun, was alle tun, sondern was du für richtig hältst.

Schon das bewusste erkennen der Fremdbestimmung führt zu mehr Selbstbestimmung. Das Wissen darüber, welchem Impuls ich folge, führt zu mehr Selbstbewusstsein. Entscheidend dabei ist, dass du versuchst deiner inneren Stimme zu folgen. Alle Entscheidungen dahingehend zu überprüfen, ob sie mit deinem inneren Selbst übereinstimmen, ist daher essentiell.

Folge nicht der Versuchung der Fremdbestimmung sondern erlöse dich mit Selbstbestimmung.

Liebe Grüße

Karl

Foto: stocksnap.io

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Über Karl

Hi, ich bin Karl Allmer. Als zertifizierter Fachtrainer, diplomierter Resilienztrainer und selbstständiger Unternehmer bin ich ein Spezialist in den Bereichen Stressbewältigung und Resilienz. Seit 2014 unterstütze ich Menschen mit Methoden der Stressbewältigung und Techniken aus dem Resilienztraining dabei, Ihre persönliche Widerstandsfähigkeit zu stärken.

5 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Inge am 4. September 2021 um 13:28

    Danke für den guten Text! Allerdings habe ich das Gefühl, dass man nur mit NEIN die Selbstbestimmung haben kann. Was ist aber mit JA? Ich sage schon mittlerweile NEIN. Aber ich will ja auch JA gesagt bekommen, um mit meinen Zielen im Leben voran zukommen. Klar, kann man meinen, NEIN bedeutet JA zu was anderes. Aber das ist mir zu abstrakt. Ich meine konkret: wenn ich diesen Job will, wenn ich diesen Gehalt will, wenn ich eine Familie will, wenn ich diesen Termin will, etc. Und Versuche in die Richtung zu „arbeiten“. Ich habe das Gefühl, ich darf nicht auswählen. Sondern nur NEIN sagen zu das sagen, was andere von mir wollen. Aber dann bleibe ich auf „0“.

    • Veröffentlicht von Karl am 11. September 2021 um 18:43

      Hi Inge,
      ja stimmt bevor man ja sagt muss man auch neien sagen können. Bevor ich einen neuen Job angehe muss ich den anderen kündigen. Entscheidend ist die bewusste Entscheidung. Sage ja zum neuen Weg und du kannst dich leichter vom Alten trennen.
      Lg Karl

  2. Veröffentlicht von Martin am 12. Dezember 2019 um 3:46

    Das Unterbewusstsein gibt es in keiner bekannten Theorieschule aber in jeder Menge pseudo-wissenschaftlicher Literatur. Der Begriff geht auf einen Übersetzungfehler aus dem Englischen zurück, wo the Unconsciousness nicht mit dem Unbewussten sondern mit dem Unterbewusstsein übersetzt wurde.

    Ansonsten geht es immer um die Balance zwischen dem Aushaltenkönnen von Fremdbestimmung und dem Leben nach eigenen Maßstäben.

    Im extremen Spekturm der Freiheit sind Menschen fast völlig sozial isoliert, weil es eben unmöglich ist, die ganzen gesellschaftlichen Normen, Regeln, Rituale ständig in Frage zu stellen ohne dabei ausgegrenzt zu werden. Gruppen stoßen Menschen aus, wenn diese nicht nach den Regeln funktionieren können oder wollen.

    Umgekehrt ist führt das völlige Vermeiden von Konflikten und ständige Unterordnen unter obige Spielregeln zu Problemen ganz anderer Art. Man kann zwar dann Mitglied jeder der Gruppen sein, wird aber viel zu tun haben, ständig den ganzen Anforderungen Genüge zu tun. Damit ist das Leben schnell völlig ausgefüllt.

    Ein erwachsener und gesunder Mensch wird in der Lage sein müssen, gesellschaftliche Rollen auszufüllen und gleichzeitig in der Lage sein, aus gesellschaftlichen Rollen auszubrechen und sich Freiräume zu schaffen und den anderen Grenzen zu stetzen und es auszuhalten, von bestimmten Gruppen isoliert zu werden.

    Der Text richtet sich wohl aber v.a. an solche Menschen, die im ersten Extrem stecken und für die ein mehr an Freiheit sicher erstmal auch ein mehr an Zufriedenheit bedeuten kann.

    Als Mensch mit schizoider Persönlichkeit (ohne Bedürfnisse nach Bindung und Beziehungen) müstte ich mit meinem selbstbestimmten Leben (ohne Arbeit und fast ohne sozial Kontakte) nach eigenen Regeln und Normen ja der glücklichste Mensch der Welt sein, wenn es allein auf das Maß an Freiheit ankäme. Wobei ich mich nicht unglücklich fühle, weil ich in vielerlei Hinsicht freier als andere Menschen bin, sondern weil man letztenendes als Mensch nie völlig frei und selbstbestimmt leben kann. Denn es gibt immer eine neue Ebene der Unfreiheit über nächsten.

    Ausnahmen mögen Menschen sein, die in Ländern wie Russland in der Wildniss leben und wirklich keine Kontakte zu anderen Menschen haben.

    Letztenendes gibt es immer auch materielle Zwänge, die das Maß der eigenen Freiheit begrenzen.

    Persönlich bin ich da auch ambivalent, weil es schon auch Vorteile hat in einem Land mit hoher Bevölkerungsdichte und stärker eingeschränkter Freiheit zu leben.

    • Veröffentlicht von Karl am 12. Dezember 2019 um 11:52

      Lieber Martin,
      recht herzlichen Dank für das teilen deiner Gedanken und deinen ehrlichen Erfahrungen.
      Du hast recht, in gewisser Weise wird es absolute Selbstbestimmung niemals geben, da wir immer in einer Form mit Menschen agieren und von der Gesellschaft abhängig sind. Entscheidend dabei ist das Maß. Wie viele Entscheidungen treffe ich selbstbestimmt? Um so mehr Entscheidungen meiner Wertvorstellung entspricht umso geringer ist die Fremdbestimmung und umso höher das Empfinden der Autonomie und der Zufriedenheit.
      Lg Karl

  3. Veröffentlicht von we-love-webdesign am 29. März 2018 um 14:49

    Soziale Fremdbestimmung… Wem sagst du das… Sehr Interessanter Beitrag, der mich auf jeden Fall zum Nachdenken angespornt hat. Danke für den Content!

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