Wie Selbstreflexion dein Leben verbessert – 3 entscheidende Faktoren

„Man kann nicht nicht kommunizieren“, sagte einst Paul Watzlawick, der berühmte Psychotherapeut, Philosoph und Autor. Und sowie wir ständig mit Menschen in unserem Umfeld kommunizieren, so kommunizieren wir auch ständig mit uns selbst. Schnell kann es passieren, dass wir dabei den Überblick verlieren und deshalb sprichwörtlich nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht. Genau dafür braucht es die Selbstreflexion. Selbstreflexion kann uns dabei helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren und bringt uns eine neue Perspektive. Sie hat auch sonst noch viele Vorteile. Welche das sind, verrate ich dir jetzt.

Warum Selbstreflexion so wirksam ist?

Bewusstsein für Negativität

Hast du dich schon einmal selbst wahrgenommen und analysiert, wie du mit dir sprichst? Mit welchen Worten du dir selbst begegnest? Worte können verletzen, können uns in Stress versetzen oder können uns auch freudig durch den Tag begleiten. Je nachdem welche Worte wir von außen aufnehmen und wie wir selbst mit uns sprechen. Nehmen wir nur einmal das Wort Deadline. In welchem Büro und in welchem Meeting wird dies nicht gerne verwendet. Nur zu oft geht es um einen Termin für irgendeine Fertigstellung von Pille-Palle und schon hüpft das Wort Deadline über die Lippen. Die Todeslinie darf nicht überschritten werden, sonst? Ja sonst wird die Pille-Palle nicht fertig oder was. Jedes gesprochene Wort, jedes Wort, das in dein Ohr dringt, hat eine Auswirkung auf dein Gefühlseben. Wörter können künstlich Stress auslösen, wo keiner ist und können eine Negativ-Spirale in Gang setzen. Wenn wir regelmäßig Selbstreflexion betreiben, bekommen wir ein Bewusstsein für diese Negativität und können diese vermeiden – sowohl in der Sprache als auch in unserer Denkweise.

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Mehr Gelassenheit

Wenn uns (zu) viele Gedanken durch den Kopf gehen, unser Gedanken-Karussell wieder einmal auf Hochtouren läuft und es scheinbar keinen Ausweg mehr gibt, dann kann uns die Selbstreflexion aus der Patsche helfen. Denn die meisten Gedanken - es sind so ca. zwischen 60.000 und 80.000 pro Tag - also nicht so wenige, sind ständige Wiederholungen. Auch unser Gedanken-Karussell dreht mit der Repeat-Taste eine Runde um die nächste. Eine schriftliche Selbstreflexion fungiert dann wie eine Stopptaste. Du kannst alle Gedanken einmal niederschreiben, das Karussell macht Pause, dein Hirn und du können gemütlich entspannen.

Mehr Selbstbewusstsein

Wenn du in deinem Kopf die Negativität bewusst wahrnimmst - wahrnimmst wie du mit dir selbst sprichst - dann kannst du diese Sprache auch ändern. Denn Sprache erzeugt Gedanken und Gedanken erzeugen Gefühle. Wer sorgsam mit sich selbst spricht und negative Selbstgespräche ausschaltet, der gewinnt auch an Selbstbewusstsein. Durch bewusste und regelmäßige Selbstreflexion kannst du dein Inneres stärken und bist gerüstet für neue Herausforderungen in deinem Leben.

Neue Perspektiven für neue Lösungen

Vielleicht kennst du das: Du stehst vor einem Problem und findest keine Lösung. Manche Lösungen wären so einfach, doch im Tohuwabohu des Alltags, kommen wir einfach nicht drauf. Es fehlt uns dafür die Perspektive. Wenn wir selbstreflexiv schreiben, dann bekommen wir genau dies. Wir machen bewusst einen Schritt zurück, klinken uns vom Alltag ein paar Minuten aus und bekommen so neue Impulse von uns selbst. Eine neue Perspektive öffnet sich und schon bald lässt sich das Problem lösen.

Gesteigerte Selbstwahrnehmung

Durch die regelmäßige Selbstreflexion trainieren wir auch gleichzeitig unsere Selbstwahrnehmung, welche auch eine wichtige Säule im Resilienztraining ist. Wir können dadurch besser unsere Gedanken und Gefühle wahrnehmen und verstehen es besser damit umzugehen. Auch wenn wir nicht gerade aktiv eine Selbstreflexion schreiben, ist unsere Selbstwahrnehmung gestärkt. Wir lernen dadurch uns regelmäßig selbst zu beobachten und erkennen sinnlose Gedanken-Karussells oder sonstige giftige Gedanken, die uns hinunterziehen. Durch die gesteigerte Selbstwahrnehmung können wir mehr Lebensfreude in unseren Alltag bringen, indem wir toxische Informationen und Gedanken hinterfragen und vermeiden.

Gesündere Lebensweise

Krankheiten sind sehr oft ein Hinweis, dass etwas in unserer Lebensweise nicht stimmt. Egal ob wir uns zu viel aufbürden, ständig unter Stress stehen oder uns ungesund ernähren. Der Körper gibt uns ein Zeichen, das gelesen und verstanden werden will. Doch dies können nur die, die zuhören und verstehen. All jene, die sich mit sich selbst beschäftigen, mit ihrer Denkweise und ihrer Lebensweise, leben gesünder.

Weisheit

„Erkenne dich selbst und du weißt alles“, sagte einst Sokrates und dafür brauchen wir Selbstreflexion. Denn nur wer über sein Tun nachdenkt, gewinnt neue Erkenntnisse über sich selbst. Dadurch können wir unsere Gefühle, unsere Motivation und unsere Ansichten und Wahrnehmungen überprüfen. Dadurch lernen wir mit unseren Gefühlen besser umzugehen, erfahren Verbesserungsmöglichkeiten oder können uns in unserm Tun selbst bestätigen. Dies führt wiederum zu mehr Selbstwertgefühl. Ein schöner Kreislauf von Selbsterkenntnis und Selbstwertgefühl entsteht.

Zufriedenheit und Glück

Glück ist ein großes Wort, doch wenn du dich selbst besser verstehst, wenn du weißt, was dir schadet, dann weißt du auch, was dir gut tut. Du verstehst es, dir öfter Gutes zu tun und weißt, worauf du lieber verzichten möchtest. Du wirst belohnt mit Glück und Zufriedenheit.

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Meine Geschichte der Selbstreflexion – Beispiel

Ein Buch schreiben, das war der TRAUM, den ich vor knapp 10 Jahren verfolgte. Da ich am Anfang weder Ahnung von Schreibprozessen noch Sonstigem hatte, habe ich verschiedenste Bücher zum Thema gelesen. Ein Buch war dabei besonders hilfreich. Es hieß „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron*. Im Wesentlichen war es ein Motivationsbuch, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Zusätzlich hat es noch eine sehr kraftvolle Übung aufgezeigt, die mir geholfen hat, mich selbst besser zu verstehen. Diese Übung nennt sich „Morgenseiten“. Morgenseiten sind eine tägliche Schreibgewohnheit, die als eine Form der Selbstreflexion bzw. des intuitiven Schreibens verstanden werden kann. Dabei schreibst du morgens nach dem Aufstehen drei Seiten per Hand, ganz intuitiv, ohne dir vorher Gedanken zu machen. Es geht darum, dein eigenes Bewusstsein zu schärfen und deine Gedanken aufs Papier zu bringen. Eine sehr einfache Methode, um Selbstreflexion zu betreiben. Das Schöne daran, du entwickelst eine Gewohnheit, die dir hilft, entspannter in den Tag zu starten, lernst dich selbst besser kennen und zusätzlich kommst du in einen kreativen Flow.

Die Morgenseiten schreibe ich zwar mittlerweile nicht mehr, doch regelmäßiges Reflektieren hat mir viele Erkenntnisse gebracht. Ich habe mich selbst besser kennenglernt, habe eine Möglichkeit gefunden, meinen Gefühlen – ja, auch Männer haben Gefühle - Ausdruck zu verleihen und konnte nebenbei noch meinen Lebenstraum wahrmachen. Denn 5 Jahre nachdem ich mit den Morgenseiten begonnen hatte, habe ich mein erstes Buch veröffentlicht. Ein großer Meilenstein in meinem Leben war geschafft.

Natürlich gibt es nicht nur die Methode der Morgenseiten für die Reflexion, sondern noch andere Varianten.

Selbstreflexion - Methoden und Varianten

Selbstreflexion Methoden

Selbstreflexion Methoden

Das Tagebuch

Die älteste Form der Selbstreflexion ist das Tagebuch. Diese wurden schon in der Antike verfasst. Dafür nimmst du dir ein wenig Zeit und lässt den Tag Revue passieren. Du brauchst dabei weder auf Form noch auf Ansprache achten, hier geht es ausschließlich darum, deine Gedanken und deine Gefühle aufs Papier zu bringen. Damit hast du sie geordnet und kannst sie besser verstehen.

Wenn dir das tägliche Tagebuch zu intensiv wird, kannst du es auch alle 2 Tage schreiben oder sogar nur einmal in der Woche. Entscheidend ist, dass du es regelmäßig tust.

Helfende Fragen

Du kannst die Reflexion natürlich offen gestalten oder mit helfenden Fragen unterstützen. Solche Fragen könnten lauten: Was ist mir heute gut gelungen? Worüber habe ich mich aufgeregt? Was möchte ich ändern? Worüber habe ich mich gefreut? Wofür möchte ich dankbar sein? Wie geht es mir gerade? Diese oder andere Fragen können dir helfen deinen Tag bzw. Woche Revue passieren zu lassen.

Strukturiert Lebensbereiche

Du kannst dein Tagebuch auch nach Themenfeldern strukturieren. Eine Struktur könnte sein:

  • Arbeit und Leistung
  • Familie und Freunde
  • Sinn und Kultur
  • Sport und Gesundheit

Frage einfach die einzelnen Bereiche ab. Was habe ich erlebt? Wo möchte ich mehr Zeit verbringen? Worüber habe ich mich gefreut?.. etc. Die Struktur kann dir helfen, den Überblick zu behalten.

Egal für welche Variante du dich entscheidest, damit du auch wirklich von der Selbstreflexion profitieren kannst, musst du drei wesentliche Faktoren beachten.

3 entscheidende Faktoren der Selbstreflexion

Raum und Zeit: Damit du deinen Gedanken und Gefühle freien Lauf lassen kannst, bedarf es einer ruhigen Umgebung und entsprechend Zeit dafür. Das heißt, mache das Schreiben nicht irgendwo schnell zwischen zwei Aufgaben, sondern gib diesem Ritual die entsprechende Zeit. Bevor du loslegst, nimm dir ein paar Minuten, um runterzukommen. Gönn dir eine Tasse Tee und beginne entspannt mit dem Schreiben.

Routine und Ritual: Egal ob du täglich, zweitägig oder wöchentlich schreibst. Entscheidend ist, dass du es regelmäßig machst. Sehr hilfreich kann es sein, wenn du daraus ein Ritual machst. Begib dich dafür immer auf denselben Platz, schaffe einen Anker– das kann eine brennende Kerze sein oder eine meditative Musik sein. Wenn du in Stimmung bist, dann starte mit dem Schreiben. Zelebriere deine Selbstreflexion als Geschenk für dich.

Absolute Ehrlichkeit: Der absolut wichtigste Punkt bei jeder Reflexion ist die Ehrlichkeit zu sich selbst. Es wird vorkommen, dass dir Erlebnisse oder Gefühle unangenehm sind und du diese nicht wahrhaben willst. Doch hier gilt es absolut ehrlich zu sich selbst zu sein. Nur so kann dir die Selbstreflexion die Erkenntnisse bringen, die dir weiterhelfen.

Und bist du bereit für eine gute Portion Selbstreflexion?

Liebe Grüße

Karl

Foto: stocksnap.io/

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Über Karl

Hi, ich bin Karl Allmer. Als zertifizierter Fachtrainer, diplomierter Resilienztrainer und selbstständiger Unternehmer bin ich ein Spezialist in den Bereichen Stressbewältigung und Resilienz. Seit 2014 unterstütze ich Menschen mit Methoden der Stressbewältigung und Techniken aus dem Resilienztraining dabei, Ihre persönliche Widerstandsfähigkeit zu stärken.

9 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Mit Hilfe von Sokrates dem Hass im Netz entgehen • Karl Allmer | Autor Resilienztrainer Lebenskünstler am 7. August 2019 um 20:03

    […] und Facebook & Co haben auch ihre guten Seiten. Um diese wiederzuentdecken, bedarf es nur etwas Reflexion und einer Portion […]

  2. Veröffentlicht von Warum jeder Elefant zerstückelt gehört und was Du dazu brauchst! • Karl Allmer | Autor Resilienztrainer Lebenskünstler am 7. August 2019 um 20:02

    […] von der Hand geht, kann ich Dir eine Methode empfehlen, die ich schon seit Jahren anwende. Die „Wochenplanreflexion“. Ha, und dieses Wort ist von Word noch nicht einmal rot unterstrichen. Hier nun eine Variante, um […]

  3. Veröffentlicht von Die Stille ertragen und genießen • Karl Allmer | Autor Resilienztrainer Lebenskünstler am 7. August 2019 um 20:01

    […] Selbstreflexion der Stille […]

  4. Veröffentlicht von Die Angst vor VERÄNDERUNG überwinden – der entscheide Faktor am 7. August 2019 um 19:59

    […] Wochen später war etwas Zeit für Reflexion. In dieser Zeit sind mir viele Gedanken durch den Kopf gegangen und meine Gefühlswelt war […]

  5. Veröffentlicht von 10 gute Gründe um neue Wege zu gehen und ein Zauberwort! am 7. August 2019 um 19:57

    […] gut, die letzte Frage ist etwas morbid, aber hilfreich. Im Grunde geht es um Rückblicken, Umsichblicken und Vorausblicken? So wirst auch Du erkennen, ob du dein eigenes Leben […]

  6. Veröffentlicht von Baba Stress – Willkommen Leben! • Karl Allmer | Autor Resilienztrainer Lebenskünstler am 7. August 2019 um 19:55

    […] Raum und Zeit nehmen für etwas Selbstreflexion – Sich selbst befragen: Wo drückt der Schuh und […]

  7. Veröffentlicht von Mit Resilienztraining und Selbststeuerung zur gelungenen Lebensplanung am 7. August 2019 um 19:53

    […] bei der Reflexion aber nicht nur auf einen Bereich wie z.B. die Arbeit. Unser Leben besteht aus vielen Bereichen. Ich […]

  8. Veröffentlicht von Erfolglos glücklich! • Karl Allmer | Autor Resilienztrainer Lebenskünstler am 7. August 2019 um 19:52

    […] Weg dorthin ist, seine innere Stimme wahrzunehmen. Dafür braucht es nur etwas Ruhe und Zeit für Selbstreflexion. Und mit der Erkenntnis seiner eigenen Stimme folgend zu leben kann man gestärkt nach außen gehen […]

  9. Veröffentlicht von Wie Raum, Reflexion und Respekt die Beziehung retten! • Karl Allmer | Autor Resilienztrainer Lebenskünstler am 7. August 2019 um 19:51

    […] ist es, sich einen Moment aus dem Spiel des Alltags rauszunehmen und sich etwas Raum und Zeit für Reflexion zu nehmen – sich Zeit zu nehmen und die jüngste Vergangenheit Revue passieren lassen. […]

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