Wie wir durch die Natur zurück zur inneren Ausgeglichenheit finden
Es folgt ein Gastbeitrag von Mike Lippoldt | Wir leben im Dauerstress. Entweder bewusst oder unbewusst. Wer für seinen Arbeitgeber täglich 8 bis 12 Stunden malochen muss, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, der weiß was ich meine. Morgens wenn der Wecker klingelt, dann heisst es raus aus den Federn. Egal, ob man viel oder wenig, gut oder schlecht geschlafen hat. Den Brotgeber interessiert es wenig, wie sich seine Angestellten fühlen, solange nur die Kasse klingelt. Dabei geht es ihm auch nicht anders als dir selbst.
Auch er steht im Stress. Er muss die Ware rechtzeitig liefern, die Gläubiger und Angestellten bezahlen und auch er hat ein Privatleben, in dem es unter Umständen turbulent zugeht. Wenn er denn überhaupt ein Privatleben hat. Denn so mancher Chef ist gestresster als seine Arbeitnehmer.
Gerne würde er mit Frau und Kindern zum Camping ans Meer oder in den Natururlaub in die Berge fahren. Sein eigener Workaholismus und seine Kontrollsucht verbieten ihm jedoch, sich vom Alltagsgeschehen des Unternehmens zu trennen. Nicht mal ein durchgehendes Wochenende gönnt er sich. So verstresst er nicht nur sein eigenes Leben, sondern er versauert auch das Dasein seiner Familie. Nicht wenige Manager und Unternehmensführer, die ihre Familie allzu sehr vernachlässigen, werden irgendwann von ihr verlassen. Dann gucken sie belämmert und beklagen den Verlust. Hätten sie sich solange sie noch konnten um die wirklich wichtigen Dinge im Leben gekümmert und sich nicht nur an den Profit geklammert, dann stünden sie jetzt nicht alleine da.
Nicht nur Manager und Chefs entfernen sich von Freunden und Familie und versauern sich mit Alltagsstress das Leben. Angestellte im öffentlichen Dienst, Bäcker, Straßenarbeiter, Kellner, Fabrikarbeiter und Arbeiter aus allen Berufsschichten packen sich zu viel Arbeit ins Leben und vergessen, für was es sich wirklich zu Leben lohnt.
Für was lohnt es sich eigentlich?
Freiheit ist der grösste Reichtum
Wenn wir irgendwann diese Erde verlassen, dann verlassen wir sie so, wie wir sie betraten. Nämlich mit nichts. Für was scheffeln wir eigentlich die ganze Kohle? Um sie in Einkaufszentren und Supermärkten wieder auszugeben? Um unser Leben mit materiellem Ballast zu belasten, den wir nach unserem Ableben auf unsere Nachfahren abladen? Um auch die letzten natürlichen Ressourcen aufzubrauchen und die Meere und Mülldeponien der Welt mit den daraus gewonnenen Abfallprodukten zuzumüllen?
Es gibt etwas, das mehr wert ist, als alles Gold und Geld dieser Welt. Und das heißt FREIHEIT! Aber was bedeutet Freiheit?
Freiheit ist ein großes Wort. Es wird zu oft in den Mund genommen und es wird zu wenig hinterfragt, was es wirklich bedeutet. Freiheit heißt nicht, dass du so frei bist, dir die Eissorte beim Italiener auswählen zu können die du möchtest. Freiheit bedeutet auch nicht, dass man sich einen Urlaub in Thailand leisten kann.
Wirkliche Freiheit bedeutet, dass du in jedem Moment deines Lebens frei darüber entscheiden kannst, was du tun oder lassen möchtest.
Das funktioniert aber nicht, wenn du an einen 9 to 5 Job gebunden bist. Das funktioniert auch nicht, wenn du dein eigener Chef bist, dir aber mit deinen selbstauferlegten Vorsätzen Barrieren vor die eigene Freiheit stellst. Das funktioniert nur, wenn du dir selbst die Freiheit nimmst, Dinge weniger wichtig zu nehmen, auch wenn andere dir aufzwingen wollen, dass du diese Dinge zur höchsten Priorität erhebst. Lerne wirklich frei zu sein, indem du deine eigenen Prioritäten setzt und das Leben an sich weniger wichtig nimmst. Nimm dir die Freiheit, dich für die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu entscheiden.
Was sind die wichtigen Dinge im Leben?
Die wirklich wichtigen Dinge im Leben lassen sich nicht mit Geld bezahlen. Man kann keine Freundschaft und keine Liebe kaufen. Und man kann sich auch keine verlorene Zeit zurückkaufen. Der richtige Moment, um etwas zu tun, ist immer JETZT. Denn es ist Selbstlüge, wenn du dir vormachst, dass du später etwas machen wirst, für was du dich momentan nicht traust.
Phantasiere nicht mit Sicherheiten, die du dir durch materielle Dinge erschaffen willst. Denn es gibt keine Sicherheit, außer der, die du als Vertrauen auf deine Fähigkeiten in dir trägst. Lerne auf dich selbst zu setzen. Denn alles, was du irgendwann besitzen wirst, wenn du diese Erde verlässt, trägst du in dir selbst. Genieße diesen Augenblick. Und genieße ihn mit dem was dir wichtig erscheint.
Genieße das Vogelzwitschern und das Grün der Bäume. Genieße das Blau des Himmels und das Türkis des Wassers. Genieße es mit einem Kaffee oder Bier, allein oder mit Menschen, die dir wichtig sind. Verschwende keine Zeit mit Dingen, die dir eigentlich zuwider sind. Erkenne, was dir persönlich wichtig ist und arbeite daran, diese wichtigen Dinge permanent in dein Leben zu holen.
In der Natur zurück zur inneren Ausgeglichenheit finden
Mich zieht es regelmäßig in die Natur. Ich gehe alleine oder mit Freunden. Ich plane zu gehen oder ich gehe genau in diesem Moment auf den nächsten Berg oder an einen schönen Strand, um die Wellen zu zählen.
Wenn wir uns gestresst fühlen und manchmal nicht wissen, wo eigentlich das Zentrum unseres inneren Pendels ist, dann hilft es, wenn wir die Natur befragen. Wir kamen aus der Natur, sind Teil der Natur und wir bleiben in irgendeiner Form auf alle Ewigkeit ein Bestandteil der Natur. Natur ist ursprünglich und nicht künstlich. Was wir aber in unseren Städten, Dörfern und im alltäglichen Leben um uns herum erschaffen haben, das ist künstlich und nicht natürlich.
Das Leben kann uns manchmal wie ein zugemüllter PC-Schreibtisch vorkommen. Voll mit irgendwelchen Archiven, Dokumenten, Bildern und Programmen. Wenn es zu viel wird, dann kann es vorkommen, dass die Festplatte abstürzt. Beim Menschen nennt man das Burnout. Um in diesem Fall zurück zum Natürlichen zu gelangen, müssen wir die Festplatte neu konfigurieren.
Das gelingt am besten in der Natur. Denn sie ist natürlich und nicht künstlich. Sie besitzt alle Informationen, um unsere eigene Festplatte von Null an neu hochzufahren. Kommen wir aus der Natur zurück, sind wir aufgeräumt und bereit, uns wieder mit Ausgeglichenheitvoller Kraft auf das Spiel namens Leben einzulassen. Um es nicht erst zu einem Burnout kommen zu lassen, ist es angebracht, bereits im Voraus genügend Natur in das eigene Leben zu integrieren.
Wege, um mehr Natur in den Alltag zu integrieren
1. Ein Haus mit Garten oder großer Terrasse
Sich ein Haus mit Garten oder eine Wohnung mit großer Terrasse zuzulegen, die man begrünen kann, ist ein optimaler Weg, für mehr Natur im Leben. Man kann sich allerlei Pflanzen in den Garten oder auf die Terrasse stellen und selbst säen und gießen. Man kann den Ameisen zusehen, wie sie hinauf zu den Blüten im Zitronenbaum krabbeln. Und man kann die Vögel beobachten, die sich auf den Gartenzaun setzen, um Gesellschaft zu leisten. Das alles zusammen bildet eine sehr beruhigende und frohe Atmosphäre, die einen für einen Moment vom Stress des Alltags entfernt und dazu beiträgt, mehr Ruhe und Gelassenheit ins Leben zu bringen.
2. Wochenendausflüge in die Natur
Wochenendausflüge in die Natur kann man allein oder gemeinsam mit Freunden oder Familie geniessen. Man muss überhaupt nicht weit fahren. Oder vielleicht braucht man garnicht fahren und kann direkt vom Haus oder der Wohnung aus in die Natur laufen. Am meisten machen solche Ausflüge mit Gleichgesinnten Spass, die die gleiche Freude beim Wandern in der Natur empfinden. Der weite Blick über Berge und Täler oder auf sattes Grün ist wie Balsam für die Augen. Die Bewegung beim Wandern pumpt saubere Luft in die Lungen. Das aufrechte Gehen ist eine Wohltat für alle, die über der Woche in unnatürlicher Haltung im Büro vorm Bildschirm sitzen.
Nach einer mehrstündigen Wanderung kommt man oft erschöpft zurück. Dann gibt es nichts schöneres, als gemeinsam mit den Wanderfreunden bei einem Bier die Route auszuwerten und den Tag ausklingen zu lassen. Nach einer Dusche fühlt man sich wie gerädert aber glücklich. Am nächsten Morgen ist man guter Laune und spürt, wie die mentalen Akkus vor neuer Energie geradezu Funken schlagen.
3. Einen Regentag genießen
Schon als Kind fand ich Regenwetter aufregend. Alles riecht frisch. Und wenn Nebel durch den Wald zieht, dann hat das etwas märchenhaftes. Seit vielen Jahren lebe ich an der Küste. An Regentagen schlagen die Wellen besonders hoch. Bei solchem Wetter ziehe ich mir eine Regenjacke über und sehe mir die Wellen und angeschwommenes Treibgut live und in Farbe an, während ich die frische und aufgewühlte Meeresluft genieße.
Wer bei Nieselwetter oder leichtem Nebel durch die Berge oder den Wald wandert, der darf sich auf einen ganz besonders beruhigenden Effekt freuen. Wer bei Regen durch Nadel- oder Eukalyptuswald läuft, der kann sich vorkommen, als würde er über einer Schüssel Fichtennadelextrakt oder Eukalyptusöl inhalieren. Das ist eine pure Wohltat für die Lungen. Aber es riecht nicht nur hervorragend. Auch ist es bei mäßigem Wetter meist besonders ruhig in der Natur und man hört nur die Regentropfen von den Bäumen auf den Boden fallen. Diese natürliche Atmosphäre beruhigt Körper und Geist und hilft, Alltagsstress abzubauen.
Hat man genug vom nassen Wetter, dann wird der Kamin angeheizt und die Flammen im Kaminfeuer ersetzen das stressige Fernsehprogramm. Auch das Feuer im Kamin oder ein Lagerfeuer ist natürlich und trägt beim Blick in die Flammen zur Beruhigung bei. Aber das ist eine andere Geschichte.
Über den Autor:
Mike Lippoldt ist Blogger und Autor. Mit Ende zwanzig wanderte er auf unkonventionelle Weise aus Deutschland aus und lebt seit 2002 in seiner Wahlheimat Andalusien. Auf ousuca.com schreibt er über die Themen Outdoor, Survival und Camping.
Ein sehr schöner Artikel. Vielen Dank fürs Teilen.
Die Natur ist wirklich so ein Pool der Kraft und Energie, des zur Ruhe Kommens.
Liebe Grüße.
Du hast so recht, mir geht es genauso! Ich merke jeden Tag, an dem ich nicht in der Natur war. Es gibt mir unglaiublich viel Kraft, Freude und Erholung. Für mich ist es daher absolut notwendig, naturnah zu wohnen. Ich brauche nur ein paar Schritte aus meiner Haustür zu gehen und kann Natur pur genießen! Liebe Grüße von Andreas
Was für ein schöner Beitrag! Ich bin absolut mit dir einer Meinung, lieber Mike. Wie schön, dass immer mehr Menschen wieder zum wahren Leben zurückfinden und immer mehr Menschen auf ihren Blogs noch mehr Menschen dazu inspirieren!
Das macht Mut!
Ich habe eine große Terrasse in meiner Wohnung bei Palma de Mallorca, von der aus ich die mallorquinischen Berge sehe, wo ich auch ab und zu wandern gehe.
Jeden Tag zelebriere ich dort mein kleines Frühstücksritual und merke, dass Natur und Luft im Alltag beinahe wie eine Droge wirken.
Danke für diesen Artikel, Mike, und fürs Veröffentlichen, Karl. Anscheinend wohnen wir ja alle drei in Spanien. Welch ein Zufall.
Lebenskunst ist ein Begriff aus der Philosophie, der nicht etwa das leichte und unbekümmerte Leben beschreibt, sondern eine bewusste Lebensführung.
An der TU Darmstadt wurde dieses Konstrukt nun in die Psychologie übertragen. Dabei wurde ein Fragebogen erstellt, der unterschiedliche Aspekte von Lebenskunst erfasst und misst.
Derzeit läuft ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen man ein Lebenskunst-Individualprofil erhält, wenn man einen Fragebogen ausfüllt. Das Profil gibt Auskunft darüber, in welchen Aspekten man schon ein Lebenskünstler ist und wo man sich verbessern kann. Das kann der erste Schritt zu einem zufriedeneren und glücklicheren Leben sein!
https://ww3.unipark.de/uc/bschmitz_TU_Darmstadt_Institut_f/9298/ospe.php?SES=3b90ee3e3db2fbe14f0aa2f359afa947&syid=633231&sid=633232&act=start
Lebenskunst hängt nachweislich positiv mit Wohlbefinden und physischer Gesundheit sowie negativ mit Stress und psychischen Störungen wie Depressionen zusammen. Außerdem ist Lebenskunst erlernbar. Insofern kann das Befassen mit eigenen Stärken und Defiziten zu weniger Stress und einem glücklicheren Leben führen!
Hallo Josie,
herzlichen Dank für den weiterführenden Link zu dieser erkenntnisreichen Umfrage. Weniger Stress und ein glücklicheres Leben führen, das ist auch Ziel diesen Blogs. In diesem Sinne passt das ja ganz gut! Lg Karl