Wer hat mir die Zeit gestohlen? Eine Verfolgungsjagd am Vormittag!
Wo ist sie hin, die viele Zeit, 24 Stunden, das sind 1440 Minuten, das wiederum ergibt 86400 Sekunden, die mir pro Tag zur Verfügung stehen. Ich habe das Gefühl irgendwer vergreift sich an meiner Zeit!
Wenn die lange Zeit zu kurz ist
Ich lasse meinen Tag um sieben Uhr beginnen. Wie ich es als Student der Lebenskunst und Schüler des Müßiggangs gelernt habe, starte ich mit einer Portion Nichtstun im Bett. Danach ein gemütliches Frühstück, eine angenehme Dusche und etwas Muse-Zeit für den Tag. Dazwischen noch eine Spielpause mit meinem Sohn. Aber wo ist die Zeit geblieben? Gefühlt waren es vielleicht 10, gedauert hat es 90 Minuten – das macht eine „Fehl-Zeit“ von 80 Minuten. Wer hat mir die Zeit gestohlen?
Wenn die kurze Zeit lang ist
Kaum bei der Türe raus, stehe ich auch schon wieder im Stau. Aus realen 30 werden ganz schnell gefühlte 60 Minuten. Rein mathematisch konnte ich wieder etwas Zeit gutmachen. Emotional jedoch fühle ich mich eher wie beim Zahnarzt, der mit seiner Bohrmaschine gerade auf den Wurzelnerv trifft. Mir wird ganz heiß, und, um nicht vor Ärger ins Lenkrad zu beißen, drehe ich das Radio etwas lauter und lasse die Minusgrade in mein Auto. Und warum fahren immer alle zur gleichen Zeit in die Arbeit einschließlich mir? Kann sich da nicht mal wer etwas überlegen? Vielleicht sollte ich damit anfangen und gar nicht mehr in die Arbeit fahren, dann erspare ich mir die lästige Fahrt und die lästige Arbeit. Warum vergeht die gute Zeit so schnell und andersrum vergeht sie so langsam. Wie kann man dieses Paradox aufhalten?
Wo ist der Dieb geblieben?
Ich habe also festgestellt, wenn ich Zeit zuhause bei meiner Familie verbringe, dann rinnt sie mir durch die Finger und in einem Stau erlebe ich dieselbe Einheit in Zeitlupe. Aber warum? Meine Theorie ist, dass sich in meinem Gehirn ein kleiner Kobold einen Spaß erlaubt. Der lacht sich jedes Mal eins, wenn ich mich im Stau grün und blau ärgere. Umgekehrt findet es mein Kobold ziemlich langweilig, wenn ich konzentriert und voller Spaß mit meinem Sohn eine Roller-Rennfahrt mache. Denn mein Spaß ist seine Langeweile.
Haltet den Kobold
Wie fange ich den lustigen Troll in meinem Hirn. Vielleicht sollte ich eine Mini-Truppe in mein Hirn schicken, die sich den Kobold vorknöpft. Ok, das ist vielleicht doch etwas zu sehr Science-Fiction. Oder ich gönne mir schon am Morgen ein Stamperl Schnaps und mache Ihn besoffen (dann hätte sich das Problem mit der Arbeit und dem Stau wohl sowieso in kürzester Zeit erledigt). Beide Alternativen scheinen nicht wirklich attraktiv. Irgendwie muss ich noch an meiner bewussten Wahrnehmung arbeiten, um dem Kobold ein Schnippchen zu schlagen.
Einheit im Hirn herstellen
Vielleicht weiß der Meister der Lebenskunst einen Rat für mich, wie ich meinen Zeitdieb, den Kobold, besiegen kann. Sein Rat: „Ein Geist, der mit sich uneins ist, kann nicht lustvoll leben.“ (Epikur) – hmm, soll das heißen ich habe gar keinen Kobold und ich bin mit mir selbst nicht im reinen. Er hat auch leicht reden, zu seiner Zeit musste man sich morgens auch nicht eine halbe Stunde in den Stau stellen. Ganz zufrieden, bin ich mit dem Ratschlag noch nicht, vor allem deshalb weil ich weiß – der nächste Stau kommt bestimmt und mein Kobold wird mir wieder das Zeitgefühl verdrehen. Aber ich bleibe dran, vielleicht fällt mir beim nächsten mal etwas ein.
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Liebe Grüße
Karl