Sorgenarbeit aus Spaß an der Angst

Sorgenarbeit

Die täglichen Gedanken machen einen wuki – wuki. Vor allem wenn wichtige Entscheidungen anstehen und man nicht weiß wie es ausgeht. Ein Rat von Werner Tiki Küstenmacher lautet, seine Sorgen bis zu Ende denken. Genaugenommen geht es darum Probleme nicht anzudenken, sondern durchzudenken bis zum Schluss. Denn dann weiß man, dass man auch dieses Szenario überlebt. Aber ist das so einfach?

 


Wann weiß ich, dass ich ans Ende gekommen bin? Ist das Ende nicht der Tod? Aber selbst vor dem braucht man ja keine Angst haben – das wusste schon der alte Epikur, der diesem gelassen entgegensah und dazu meinte: „Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen. Bin ich, ist er nicht. Ist er, bin ich nicht.“ Beides klingt plausibel, aber ist es wirklich so einfach?

Angst vor der Zukunft bis zum bitteren Ende.

Ich nehme mal ein fiktives Problem an, wie z.B. meinen Job zu verlieren und denke dieses weiter bis ans Ende. Schauen wir mal wohin mich meine Gedanken führen. Ich überspringe die gewöhnlichen Trennungsphasen, die es sowohl bei einem Beziehungsende als auch bei einem Jobverlust gibt: Verweigerung, Wut und Depression. Gibt sicher spaßigeres, auch für meine
Gedanken. Was würde dann passieren? Wenn ich bald wieder eine Arbeit fände, wäre alles in Ordnung. Aber was, wenn nicht. Zu wenig Einkommen und bald eine Bank, die mir auf die Zehen steigt. Eine „bad Bank“ sozusagen. Ob ich das auch einfach dem Staat unterjubeln könnte? Wohl eher nicht. Vielleicht könnte meine Frau ein paar Extraschichten einschieben – dann hätte ich Zuhause wenigstens genügend Zeit zum Fußballschauen. Ja,ja immer schön positiv denken, denn nirgends ein Nachteil, wo nicht auch ein Vorteil. Doch wie lange würde das unser Familienleben aushalten? Bald würde also die Scheidung folgen?!

Mehr Zeit, weniger Geld durch Sorgenarbeit?

Juhuu,  wieder mehr Zeit. Aber dann ginge es rasant weiter mit der finanziellen Talfahrt. Die Wohnung müsste verkauft werden, ein kleiner Restkredit, für eine Wohnung die man nicht mehr bewohnt darf schon hängen bleiben. Und jetzt wohin? Die Mietwohnungen wären für einen Bleitier wie mich selbst geschenkt noch zu teuer. Hotel Mama würde mich zu einem Aufenthalt einladen. Die Laune wär zwar im Keller, kommt doch das Enkelkind jetzt nur mehr alle zwei Wochen zu Besuch, doch wenigstens die Hausarbeit würde ich mir sparen.

Ende gut, alles gut

Tja, wenn ich das alles noch ein bisschen weiter denke, werde ich komplett depressiv und das, obwohl bei mir momentan alles (noch) bestens ist. Da nehme ich mir doch lieber ein Beispiel an Epikur, der meint, die Glückseligkeit des Lebens liege in der Beruhigtheit des Geistes und halte meinen gedanklichen Ball eher flach. Was meinst du?

Liebe Grüße

Karl

 

 

 

Inspirationsquellen:
Werner Tiki KüstenmacherSimplify your Life: Einfacher und glücklicher leben
Epikur: Philosophie der Freude: Briefe. Hauptlehrsätze. Spruchsammlung. Fragmente (insel taschenbuch)

          

 

 

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Über Karl

Hi, ich bin Karl Allmer. Als zertifizierter Fachtrainer, diplomierter Resilienztrainer und selbstständiger Unternehmer bin ich ein Spezialist in den Bereichen Stressbewältigung und Resilienz. Seit 2014 unterstütze ich Menschen mit Methoden der Stressbewältigung und Techniken aus dem Resilienztraining dabei, Ihre persönliche Widerstandsfähigkeit zu stärken.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Sebastian am 29. März 2016 um 13:40

    Schöner Artikel. Wenn man seine Ängste und Sorgen bis zum Ende durchdenkt, stellt man meist fest, dass es so schlimm nicht werden kann.

    Sorgen lohnen sich meiner Meinung nach ohnehin nur dann, wenn wir daraus (positive) Konsequenzen ziehen. Hören wir auf zu rauchen, weil wir Angst vor Krankheit haben, ist das gut und wir fühlen uns allein wegen dieser Verhaltensänderung besser.

    Machen wir uns nur Sorgen und ändern nichts (auch weil wir darauf vielleicht keinen Einfluss haben), so führen die Sorgen nur dazu, dass wir uns schlecht fühlen.

    Also lassen wir das doch einfach! 😉

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